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Eindrücke von den VDAB-Unternehmertagen

Ohne professionelle Pflege geht gar nichts


Der erste Pflege-Unternehmertag des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) in Nordrhein-Westfalen am 7. April in Düsseldorf setzte Zeichen für mehr Wertschätzung für die Leistungen der professionellen Pflege.

 Im Mittelpunkt standen die zentralen Fragen zur Zukunft der professionellen Pflege und der Blick über den eigenen Tellerrand. Zahlreiche Unternehmer aus der professionellen Pflege nutzten die Gelegenheit, um sich abseits ihres Arbeitsalltags aus erster Hand über die landes- und bundespolitischen Entwicklungen zu informieren. Dazu hatte der VDAB Hochkaräter aus der Landes- und Bundespolitik zur Veranstaltung eingeladen. Rede und Antwort standen so unter anderem Barbara Steffens, Ministerin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter und Karl-Josef Laumann, Pflegebeauftragter der Bundesregierung und Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Mit Vertretern der Pflegekassen, der Kommunen und der Wissenschaft entspann sich eine spannende Diskussion mit vielseitigen Perspektiven und Schlussfolgerungen über die Zukunft der Pflege.

"Wir brauchen eine ehrliche Diskussion!". Mit diesen Worten setzte Stephan Baumann, Bundesvorsitzender des VDAB, den Kurs für die Podiumsdiskussion zu Beginn des Unternehmertags. Und es sollte sie auch geben. Denn neben Baumann selbst bemühten sich auch Ministerin Steffens, Wilhelm Rohe vom Verband der Ersatzkassen (vdek), Britta Anger, Stadträtin und Sozialdezernentin der Stadt Bochum sowie Professor Victor Grinewitschus, HS Ruhr-West, um offene Worte zu den derzeitigen Herausforderungen für die professionelle Pflege. Dabei war man nicht immer einer Meinung. Während Ministerin Steffens Schwerpunkt auf den Ausbau der ambulanten Pflege setzte, betonte Baumann, dass es eben keine Diskussion ambulant vor bzw. gegen stationär geben dürfe. Vielmehr müsse man den Mix der Versorgungsarten weiterhin ausbauen und die professionelle Pflege, ambulant wie stationär, vor einer Ausweitung der qualitätsungesicherten Laienpflege schützen. Dem stimmte Ministerin Steffens zu: Pflege gehöre in professionelle Hände. Des Weiteren forderte Baumann für die Einrichtungen und Dienste neben einem deutlichen Mehr an Vertrauen und Wertschätzung mehr Gestaltungs- und Planbarkeit. Die derzeitigen Rahmenbedingungen machten das jedoch nahezu unmöglich. Die Unternehmer gestalteten demnach weitestgehend "auf Sicht". Das sei mit Blick auf die damit verbundenen Existenzen nicht zumutbar. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer, dass gute Pflege finanzierbar sein müsse. Als Vertreter der Pflegekassen wies Wilhelm Rohe darauf hin, dass zu einer ehrlichen Diskussion dann die Frage gehöre, welche Pflege man sich, solidarisch finanziert, leisten wolle. Dies sei, so Steffens, aber gerade auf Bundesebene höchst unpopulär. Neben diesen Themen wurden unter anderem die Verhandlungen zum landesweiten Personalschlüssel, den vermeintlichen Innovationsstau in der Pflege und die derzeitigen Pflegereformen auf Landes- und Bundesebene diskutiert. 

Nach diesem bunten Auftakt konnten sich die Teilnehmer in mehreren Fachforen zu aktuellen Themen informieren. So behandelte beispielsweise Prof. Dr. Viktor Grinewitschus die interessante Frage, welche Rolle Assistenzsysteme in der Pflege zukünftig spielen. In gleich mehreren Fachvorträgen konnten die Teilnehmer Themen rund um Personalentwicklung und der Erschließung neuer Personalmärkte vertiefen. Außerdem wurden in den Fachvorträgen dargestellt, welche Möglichkeiten Pflegeunternehmer haben, ihren wirtschaftlichen Erfolg durch aktive Vergütungsverhandlungen zu sichern sowie ihre angebotenen Leistungen durch glaubwürdiges Marketing zu bewerben. Nicht zu Letzt stand auch das für viele Familienbetriebe spannende Thema der Unternehmensnachfolge auf dem Programm.

Zum Abschluss des Unternehmertags stellte sich Karl-Josef Laumann den Fragen der Teilnehmer. Er berichtete ausführlich zu den Initiativen auf Bundesebene. Die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs sowie die konsequent und mit Unterstützung des VDAB betriebene Entbürokratisierung in der Pflege seien große Schritte nach vorn. Er machte dabei klar, dass der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff natürlich eine deutliche Personalausweitung in den Einrichtungen zur Folge haben müsse. Zum Thema Personal wies er die Anwesenden auch auf die Planungen zur Entwicklung eines "evidenzbasierten bundesweiten Personalschlüssels" hin. Die Umsetzung solle bis 2020 erfolgen. Deutliche Worte fand er ebenso zum Thema der kommunalen Bedarfssteuerung. Demnach sei der freie Zugang zum Pflegemarkt die Voraussetzung für Innovationen und müsse daher uneingeschränkt bestehen. Thema bei der anschließenden Abschlussdiskussion mit VDAB-Bundesgeschäftsführer Thomas Knieling war auch die Zukunft der Pflegetransparenzvereinbarung. Während hier Einigkeit herrschte, dass die Transparenz auch weiterhin wichtig sein wird, um Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen Orientierung zu bieten, machte Knieling deutlich, dass es mit dem VDAB jedoch nur fundierte Lösungen geben werde. Eine Transparenzvereinbarung, die nur dem Selbstzweck diene und nicht tue, was sie soll, werde der Verband nicht mittragen.

Als sich am Abend Bernd Uhlenbruch, Vorsitzender des Vorstands des VDAB-Landesverbands NRW, von den Teilnehmern und Gästen verabschiedete, ging ein vielseitiger und informativer Tag zu Ende. Für die zahlreich erschienenen Teilnehmer des Unternehmertags in der Landeshauptstadt war es ein langer aber lohnenswerter Tag. Für den VDAB ist dies ein Ansporn für die Zukunft: den nächsten Pflege-Unternehmertag in Nordrhein-Westfalen im kommenden Jahr.

 

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